Das ist Einheit, aber ich hab keine Ahnung was das ist!
Ein Abend mit Daniel, Januar 2012, Auszüge.
Das ist die Transkription der Aufnahmen der Gespräche mit Daniel, während eines Abends im Januar 2012. Dies sind nur Auszüge!
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Wohin bist du verschwunden, während dem Lachen? Wenn es wirklich lacht, dann ist das ein anderer Zustand; scheinbar ein anderer Zustand.
Das ist übrigens beim Niesen auch so. Oft auch beim »Kacken«. (Gelächter)
Da bist du nirgends, oder?
Doch, doch. (Gelächter)
Da ist dann nur das Drücken. Auch im Moment vom Niesen, da wachst du dann auch auf: »Hatschii!«. Das ist ein kurzer Moment. Im Lachen ist es ein längerer Zustand. Da ist niemand mehr da, der wahrnehmen könnte – intensiver oder irgendwas.
Einheit ist trotzdem.
Es ist das eine und das andere.
Es ist das eine und das andere. Das »Kacken« und das Lachen, und das Denken und das Blödeln, und das Aufnahmegerät, und das »Schmerzen haben« und das »Probleme haben«. Das ist alles nicht verschieden von Einheit, ist alles nicht weniger Einheit, als Einheit selbst.
Und was unterscheidet Einheit von Offenheit?
Du kannst das Wort Einheit natürlich austauschen. Eigentlich kann das, was mit Einheit gemeint ist, nicht in Worte oder Sprache ausgedrückt werden. Deshalb kann man es mit jedem Wort austauschen. Ich kann auch einfach sagen: »Aufnahmegerät«.
Dann ist es einfach ein Zustand.
Einheit ist Einheit. Es ist kein Zustand. Jeder Zustand ist nicht weniger Einheit, als Einheit selbst.
…also ist auch Einheit.
Absolut. Ein Zustand von Depression genauso, wie ein Zustand von Freude. Natürlich, ich als Daniel, mag lieber freudige Zustände. Aber diese sind von Bedingungen abhängig. Einheit nicht. Zustände sind scheinbar von Bedingungen abhängig. Zum Beispiel hier (bei diesem Treffen), haben wir auch eine schöne Bedingung, dass ein freudiger Zustand entsteht, oder ein Zustand von Stille, von intensiver Wahrnehmung, von Präsenz. Deshalb erfährst du auch immer wieder, dass du diese intensive Wahrnehmung im Alltag vielleicht nicht kennst, oder nicht hinkriegst; z.B. beim Meditieren. Es ist eben schwieriger. Das heißt: Zustände sind von Bedingungen abhängig; scheinbar, muss ich immer dazu sagen.
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Und das ist etwas, das immer da ist, eigentlich ständig verfügbar.
Einheit?
Ja.
Einheit ist Das. Aber es ist nicht irgendwie verfügbar für irgendjemanden. Also man kann nichts tun mit Einheit. Einheit ist. Es kann nicht zur Verfügung sein, oder nicht zur Verfügung sein.
Es kann sein oder nicht sein.
Es ist. Man könnte auch sagen: Einheit ist das, was nicht nicht sein kann; was in jedem Umstand, in jeder Bedingung ist, ob nichts da ist oder alles da ist.
Dann ist es eigentlich vollkommen egal…, wo ich mir jetzt Sorgen mache oder keine Sorgen mache, es ist komplett egal, für die Einheit.
Für die Einheit ist es egal, aber für »die da« (zeigt auf die Teilnehmerin), das Gefühl… – ich sage auch oft: »diese scheinbare Person«, aber vielleicht ist es einfacher zu sagen: das Gefühl, eine getrennte Person zu sein – für die, ist es nicht so egal, scheinbar. Weil die, – es ist zwar nur scheinbar, es ist nur ein Gefühl und eine Vorstellung – aber die hat eben scheinbar diese Sehnsucht nach der Einheit. Und dann ist es ihr nicht egal. Also sie will diesen friedlichen Zustand; dann ist es ihr nicht egal, wenn sie Probleme hat. Sie will ohne Probleme sein. Sie will letztendlich Einheit. Aber Einheit ist nicht auffindbar. Sie kann Einheit nie finden, weil sie schon Einheit ist. So schaut sie überall: Wo ist die Einheit? Wo ist diese Einheit? Aber wenn sie es schon ist, dann findet sie sie nie. Wenn du sie finden würdest, dann würdest du sagen: Ok, ich hab sie jetzt da gefunden, aber da draußen ist sie nicht. Dann ist Einheit von Bedingungen abhängig. Wenn ich sage: Da, in diesem Raum, ist die Einheit, dann muss ich immer in diesen Raum zurückkommen, um in der Einheit zu sein. Und dann ist sie draußen nicht mehr.
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Es ist eben dieser wahnsinnige Witz, könnte man sagen. Für den Verstand ist es irgendwie ein Witz, Einheit zu suchen und plötzlich zu sehen, dass sie nicht auffindbar ist, weil sie schon überall ist, weil all das Einheit ist. Und kein Abend hier, kein Kurs, keine Energie, kein was auch immer, kann Einheit bringen, kann dich zur Einheit führen.
Es gibt auch eine Vorstellung von dem, dass du, wenn du Einheit findest, dann irgendwie immer friedlich bist, immer in einem harmonischen Zustand bist, immer gesund bist, Energie hast und was weiß ich alles, außergewöhnliche Kräfte hast und so, die Erleuchtung absolut. Und ich sage nicht, dass das nicht möglich ist, für eine scheinbare Person, in einen friedlichen Zustand zu finden. Zum Bespiel »Achtsamkeitstraining«, ist scheinbar wirklich ein effektiver Weg, um einen friedlicheren Zustand zu finden. Aber es ist eben ein Zustand, der kommt und geht, und von Bedingungen abhängig ist.
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Einheit sieht nur Einheit. Sie sieht keine Geschichte von einer Trennung, wo dann plötzlich Trennung wegfällt und dann Einheit ist. Einheit sieht keine Zeit, diese scheinbare Zeit. »Da ist Trennung und dann plötzlich, ist Einheit«. Einheit sieht…
Die Trennung und die Einheit.
…sieht Einheit, sieht keine Trennung. Wenn Einheit gesehen wird, wird gesehen, dass keine Trennung je war, je keine ist.
Wie fühlt sich Einheit an? Was ist das für ein Gefühl, welche Farbe hat sie, wie ist die Einheit in der Materie?
Sie fühlt sich so an… So!... So!
(Stille, dann Gelächter)
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Einheit drückt sich auch in einem Gefühl aus, und in einer Vorstellung, nicht in Einheit zu sein. Trotzdem ist es Einheit. Aber dem Gefühl von Trennung, das sich als scheinbare Persönlichkeit zeigt, dem ist das nicht egal, es will Einheit fühlen, es will das Universum sein.
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Was ich sage, ist jetzt nur eine Beschreibung. Meistens – auch als es scheinbar hier bei mir passiert ist –, hat man keine Worte dafür. Jetzt beschreibe ich es so, dass da das Gefühl der Trennung, die Person nicht da war. Aber damals, direkt danach: Was war das? Wow, das war Das, aber ich kann es nicht beschreiben, ich kann es nicht in Worte fassen, das ist… Aber es war absolut, das war alles, es war…alles. Das war…. Und das Ich, die Person, kann nicht dort zurück gehen, das ist nichts für die Person, sie ist nicht da.
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Wenn es ein Gefühl wäre, oder ein Zustand, dann könnte man beschreiben: Ok, das ist ein Zustand, und da fühle ich mich weit, da fühle ich mich fließend, da fühle ich warm, da fühle ich…; da ist alles zuordenbar. Aber wenn die Person nicht da ist, dann ist es für die Person unmöglich, das zu beschreiben. Es ist auch keine Erfahrung für die Person, die Person ist nicht da. Letztendlich wird gesehen, dass sie gar nie da ist und nie da war, dass einfach Einheit ist. Und das wird nicht von der Person gesehen, sondern da ist einfach Einheit.
Also dann weiß man es gar nicht, dass es Einheit ist.
Genau. Man weiß nichts von Einheit. Das ist Einheit, aber ich hab keine Ahnung was das ist. Es ist ein absolutes Nicht-Wissen.
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Beruhigend.
Ok. Eventuelle positive Nebenwirkungen sind…, Risiken und Nebenwirkungen von dem, was da scheinbar gesagt wird, …sind: Erleichterung. Wenn es gehört wird, wenn es… – das ist auch immer schwierig zu sagen –, wenn es räsoniert, wenn es reinfällt. Da fällt nirgends nichts rein, aber ich kann‘s nicht anders ausdrücken; wenn es irgendwo ankommt. Es kann aber auch sehr zornig machen, den Verstand macht es eher zornig: »Was?! Ich bin nicht?! Das gibt es nicht!«.